Friede, Freude, Eierkuchen? Wie es dazu kam…

Wie konnte dieser besondere Slogan von Paulus, dem Apostel für die Römer, wie er  in Kap. 14, 1-15,7 seines Römerbriefs zu finden ist, so zum Sprichwort werden und durch den Kakao gezogen werden? Hier der Originalslogan:

V. 17: Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist. (Übersetzung: Luther 84)

V. 17: Denn im Reich Gottes geht es nicht um Fragen des Essens und Trinkens, sondern um das, was der Heilige Geist bewirkt: Gerechtigkeit, Frieden und Freude.  (Übersetzung: Neue Genfer Übersetzung)

MeinVerdacht für die Kakaoversion: Es wirkt alles zu illusionär oder als bloße Floskel. Darum wird eine Banalität hinzugefügt.

Selbst Wikipedia weiß sich keinen Rat. Oder die Gesellschaft für deutsche Sprache? Auch nicht! Schade. Dabei steht diese Begriffsreihe in einem passenden Kontext (fast identisch) in der Bibel. Mir scheint immer mehr: Dieses Sprichwort ist ein ernstzunehmendes Urteil gegenüber einer gängigen (christlichen) Missinterpretation des Römer 14-Kapitels: Modell Schmusekurs statt komplexe Problemlösung wie Paulus sie versucht. Passend erscheint mir das je länger ich darüber nachdenke. Warum werden Konflikte oft nicht konstruktiv bewältigt? Meist zu Lasten einer Partei. Paulus versucht allen gerecht zu werden. Doch werden die Feinheiten des paulinischen Schlichtungsvorschlags oft nicht verstanden: Maßstab ist die göttliche Trias von Gerechtigkeit, Friede und Freude. Daran möge man sich messen. Und zwar alle 3 sollen gleichzeitig und gleichwertig zum Zuge kommen. Viel Spaß beim Lösen dieser kniffligen Aufgabe:

Es geht um innovative Formen von Konfliktlösungen (2000 Jahre alt):

  • Freude: Göttliche gewirkte Freude (im und durch den Heiligen Geist). Mein Slogan dazu: Freude ist eine Emotion, die von außen kommt (gg. individualistisches Menschbild, vgl. Emotionskonzeption).
  • Friede: Göttlich geschenkter und aufrecht erhaltener Friede als GANZHEITSVISION (Schalom), die Spannungen, also ein spannungsvolles Miteinander nicht ausschließt. Die menschliche Willensbildung ist nach Powell auf unterschiedlichen Ebenen unterschiedlich zu entwickeln. Dabei gibt es eine typische Willenshierarchiebildung. Die Frage ist nicht nur wie man Willen entwickelt, sondern auch auf welcher Ebene das Wollen angesiedelt ist: Programm oder Prinzipebene (ein sehr hohes abstraktes Level) oder auf der Sequenzebene (sehr konkret). Für den „Willen zum Frieden“ ist das über allem wirkende Prinzip entscheidend, nämlich welches? Ein „Konfliktvermeidungsprinzip“ oder  ein“Spannungen moderieren-Prinzip“?
  • Gerechtigkeit: Keine Illusion, sondern die gerechtfertigte Grundsehnsucht von Menschen, es miteinander zu schaffen im Ausgleich der berechtigten Interessen. Ich glaube, dass Paulus in Rom plädiert hat für das Konsensverfahren als eines der ältesten Ideen von indigene Stammeskulturen für Konfliktvermittlung vor dem Königsprinzip und der recht jungen (Umsetzung) von Demokratie-Verfahren. Dabei hat er das göttliche Vorbild vor Augen, der die Feinde (Röm 5, 6: als wir noch schwach waren) liebt und sie konsequent inklusiv behandelt, statt sie exklusiv aus seiner Welt zu entfernen.

Dass Paulus hier keine abstrakte Floskel einbringt, sondern ernsthaft bemüht ist, konkret in die Gemeindesituation hinein zu sprechen und dabei die großen Linien der Offenbarung Gottes mit dem kleinen Alltagskram der Römer zusammenspricht, genau das möchte ich zeigen. Insofern bemühe ich mich, die religiösen „Großworte“ in handhabbare  Konzepte und umsetzbare Verfahren des menschlichen Miteinanders zu übersetzen. Die theologische Vorgabe Gottes zu den 3 Begriffen setze ich als einigermaßen bekannt und plausibel voraus. Die konkreten Folgerungen greifen als „Schlagworte“ eher nicht in der Praxis, darum bemühe ich mich darum, sie für unsere Gemeindepraxis konkret werden zu lassen.

In meiner Predigtreihe im Sommer 2012 führe ich mir  also diese 3 großen Schlagworte zu Gemüte, indem ich sie versuche konsequent auf die Situation in Römer 14 f hin auszulegen. Sicherlich ist zu den Begriffen gesamtbiblisch mehr und differenzierteres zu sagen als es in diesen 3 Predigten möglich ist. Meine Auslegung kann in den 30 Minuten auch gar nicht alles fassen. Zusätzlich  wirkt außerdem das Kriterium unserer Predigtreihe „Glaube am Montag!“ mit…

Unter der Fragestellung „Was kann ich in der Woche von diesen 3 großen Begriffen umsetzen“ ist die Blickrichtung auf das Tun vorgegeben.

Hier nun die Predigten zum Nachhören und für die Predigthörenden meine zusätzlichen Bonus-Materialien:

  • Mindmaps aus der Vorbereitung / z.T. nur Rohmaterial/ bitte im Uhrzeigersinn lesen mit Start bei 1 Uhr. DOWNLOADEN: Predigtreihe Römer 14
  • Schaubilder von der Präsentation „Frieden“

 

  • Präsentation zum Thema „Gerechtigkeit“.

 

Was mich besonders begeistert hat, war die fleißig genutzte Chance der Gottesdienstteilnehmenden, am offenen Mikro ihre Beispiele, Erfahrungen und Gebetsanliegen miteinanden zu teilen. Das ist leider in diesen Mitschnitten oder im Konzept nicht zu fassen. Es macht aber die Kommunikation reicher und die vorhandenen Lücken meines Beitrags wurden so geschlossen…

Methodischer Tipp: Ich versuchte durch verschiedene Maßnahmen die Predigten abwechslungsreich zu gestalten:

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