Die große Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise – und bessere Aussichten von Helge Peukert

Die große Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise

Eine kritisch-heterodoxe Untersuchung

4. aktualisierte Auflage 2012 · 624 Seiten · 29,80 EUR (inklusive MwSt. und Versand) ISBN 978-3-89518-920-3 (Mai 2012) Der Autor heißt Helge Peukert und ist Prof. Dr. Dr. am Lehrstuhl für Finanzwissenschaft und -soziologie an der Universität Erfurt. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die Geschichte des ökonomischen Denkens, Finanzsoziologie und Reform der Geldordnung und der Finanzmärkte.

Peukert war Experte für die WDR-Sendung Monitor[4] und verfasst Kommentare für den Deutschlandfunk[5] und den Postwachstumsblog[6], in denen er ein neues Geldsystem, zum Beispiel auf Basis des Vollgelds propagiert. Er arbeitet als Autor für das Gabler Wirtschaftslexikon.[7] Peukert ist Mitglied im Beirat von attac Deutschland.

beim Vortrag 2012 in der Uni Erfurt

Diese Buch habe ich gefressen (begeistert), selbst wenn es mit ca. 600 Seiten ziemlich schwer verdauliche Kost war. Ich bin begeistert von der klaren Analyse und vor allem von seinen Lösungsvorschlägen. Gerade die unorthodoxe ökonomische Position gefällt mir, weil die neo-liberale doch arg schwachbrüstig und letztlich zerstörerisch (seit 2007 immer deutlicher!) daherkommt. Endlich mal Durchblick in dem ganzen FINANZ-Desaster, über das wir täglich in den Nachrichten mit Missinformationen oder wenigstens TEIL-Informationen gefüttert werden, die uns nicht weiterbringen. Was mir besonders gefällt:  Er vertritt, im Unterschied zur großen Mehrheit seiner Zunft, die Interessen der Bürger und Steuerzahler, die zunehmend unter die Räder geraten. Er begründet es so: Schließlich bin ich von den Steuern der Bürger als Professor bezahlt. Ich bin davon zur Zeit überzeugt (leider), dass Peukerts Analyse und leider auch seine Katastrophen-Ankündigungen  sich weiter bewahrheiten werden… Schauen wir mal, wie sich die Geschichte entwickelt…

 

 

 

 

Begeistert haben mich zwei seiner Forderung,

1. Geld als Vollgeld (siehe unten Monetative) neu zu definieren:

Giroguthaben: Volle Noten-Deckung

Sparguthaben: Verleihbar (Fristigkeit)
2. Geldzufuhr: Zentralbank gibt Geld als ´Geschenk´ an den Staat;

Regel: Orientierung am (Potential)Wachstum, Unabhängigkeit von Kapitalmärkten, Geldmengenkontrolle, öffentliche Güter

Nun zum Inhaltsüberblick:

In den Jahren seit 2007 stand die Welt vor einer Kernschmelze des Finanzsystems, die nur durch massive Rettungsaktionen der Politik zu Lasten des Steuerzahlers verhindert wurde. Die Finanzkrise widerlegt radikal die von Wirtschaft, Politik und der großen Mehrheit der Mainstreamökonomie geteilte Weltsicht, dass Selbstkontrolle, soft regulation und das Eigeninteresse der Akteure zu effizienten Finanzmärkten führt. Lehren hat man im finanzwirtschaftlich-politisch-wissenschaftlichen Komplex aus dieser Jahrhunderterfahrung interessen- und ideologiebedingt zugunsten kleinerer Mariginalreformen bisher kaum gezogen. Das Buch soll diesen Mangel begegnen. Im ersten Teil wird der deutsche und internationale Diskurs über die Finanzkrise nachgezeichnet und seine gravierenden Defizite hervorgehoben. Im zweiten Teil wird der gegenwärtige Stand der wirtschaftswissenschaftlichen Theoriebildung über Finanzmärkte kritisch unter die Lupe genommen. Im dritten Teil wird u.a. im Anschluss an Veblen, Galbraith, Keynes, Minsky und der neueren Verhaltensforschung ein alternatives Spekulationsparadigma der Finanzmärkte entwickelt. Im vierten Teil werden hierauf aufbauend drastische Reformen vorgeschlagen:

  1. Eine 100%ige Mindestreserve (Fishers 100%-Geld),
  2. eine Größenbeschränkung für Banken,
  3. die Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken,
  4. deutlich höhere und andere Eigenkapitalanforderungen,
  5.  substantielle Beschränkungen des Derivatehandels eine Tobin-Steuer
  6. usw. Untersucht werden auch gesamtgesellschaftlichen Ursachen und Folgen der Aufblähung des Finanzsektors und die Notwendigkeit seiner Schrumpfung. Der Beitrag ist staatswissenschaftlich-finanzsoziologisch und nicht expertokratisch angelegt: Der Verfasser setzt nicht auf ökonometrische und modelltheoretische, sondern auf wissenschaftshistorische u. a. Ansätze und er vertritt die Interessen der Bürger und Steuerzahler, die zunehmend unter die Räder geraten. In diesem Zusammenhang werden auch die sich in der Finanzkrise anschließende europäische Staatschuldenkrise und die Schwächen der „Rettungsschirme“ untersucht und eine alternative kurz- und langfristige Lösung vorgestellt.

Hier finden sich weitere Rezensionen:  

Süddeutsche Zeitung, 10.9.2011 (Indira Gurbaxani)

„Nach dieser Art ‚Abrechnung‘ mit gemachten Fehlern folgt die detailgenaue Erklärung der Finanzmarktkrise. Dabei bietet Peukert in seiner Erläuterung einen dogmengeschichtlichen und zugleich theoretischen Überblick, sodass der Leser unter anderem mit den Wirtschaftstheorien von Gesell, Galbraith, Keynes und Minsky vertraut gemacht wird. Zuweilen geht der Verfasser so ins Detail, dass es dem ‚eiligen Leser‘ vielleicht doch zu viel werden könnte. Wer aber wirklich etwas über Krisen lernen will, erhält hier die Chance. Peukert fordert, dass die Notwendigkeit einer ‚postautistischen Ökonomie‘ besteht: eine Ökonomie, die nicht weiter im mathematischen Elfenbeinturm lebt, sondern anstatt abstrakter Modelle mehr Geschichte, Psychologie oder auch Soziologie in die Lehre einbezieht. Dass sich Peukert nicht davor drückt, auch Lösungsvorschläge anzubieten, ist angesichts der Kritik, die er an seinem Fach äußert, folgerichtig. Die vom Verfasser diskutierten Reformvorschläge zur Regulierung der Finanzmärkte reichen von einer neuen Geldordnung bis zu Restriktionen für riskante Finanzmarktinstrumente. Dabei vergisst er auch nicht, auf ökologische Probleme und Grenzen einer wachstumsabhängigen Ökonomie hinzuweisen. Das Buch hält was es verspricht. Nämlich eine konsequente Aufarbeitung der Finanzmarktkrise: Ursache, Wirkung und Lösungsansätze.“

Selbst ein Kritiker seiner Positionenschreibt abschließend anerkennend:

 Das Buch ist insofern herausragend, als es das Denkmuster einer postautistischen Finanzmarktregulierung ausführlich und nachvollziehbar wissenschaftlich begründet. Jedem am Finanzmarktgeschehen interessierten Leser (und Wissenschaftler) kann Peukerts Buch mit gutem Gewissen und sehr nachdrücklich empfohlen werden. Der Rezensent zumindest hat von der Lektüre profitiert, viel dazugelernt und wird sich mit den gut durchdachten Argumentationsketten weiter auseinandersetzen müssen.“

Hier stellt Peukert sein BUCH VOR: 

Am 19. Juli 2012 stellte Prof. Dr. Dr. Helge Peukert von der Uni Erfurt im vollbesetzten Tagungsraum der ZBW Hamburg seine Sicht auf die Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise dar. Die Ursache der aktuellen Krise sieht er darin, dass sich die Staaten von den Finanzmärkten abhängig gemacht haben. Anstatt Steuern auf das wachsende Geldvermögen zu erheben, habe der Staat seine Ausgaben zunehmend durch Kredite finanziert. Die Probleme potenzierten sich, da die Staatsschulden aufgrund der Bankenrettungen weiter wuchsen. Die Reaktion der Politik auf die Krise: Durchwursteln. „Das funktioniert aber nicht“, fürchtet Peukert und sieht als kurzfristige Lösung: Griechenland sollte Staatsinsolvenz erklären, was historisch bereits in vielen Ländern vorgekommen ist. Außerdem sollte die EZB als „lender of last owner“ und „lender of last resort“ fungieren, d.h. sie sollte eine Zwangsrekapitalisierung von Banken finanzieren und als Garant für Problemkredite wirken.

Downloads zur Veranstaltung

Geld-Schulden
Auszug aus der Präsentation von Helge Peukert

 

Peukert unterstützt in seinem Werk eine Initiative, die sich Monetative nennt.

Dort werden in eindrücklichen Videovorträgen und Erklärungen diese ganzen wissenschaftlichen Themen für den Normalbürger verständlich erklärt.

Trotz seiner Zurückhaltung gegenüber Gesell kommt Peukert auf den letzten Seiten seines Buches erfreulicherweise auf genau jene schon eingangs angesprochene „ungeklärte Zukunftsfrage“ zurück, zu deren Lösung Gesells Freigeld bzw. Keynes‘ „künstliche Durchhaltekosten“ auf liquide Mittel in weiter entwickelter Form vielleicht doch noch einmal etwas beitragen könnten. Zusätzlich zu all den von Peukert für notwendig gehaltenen Reformen, die den Finanzmärkten ‚von außen‘ Daumenschrauben anlegen, wird es nämlich auch notwendig sein, ihre permanente Expansion und Verselbständigung ‚von innen‘ mit einem Abbau der (u.a. durch den Zinseszins bewirkten) Konzentration der Geldvermögen“ zu bremsen. Letztlich geht es auch für Peukert und die „ungeklärte Zukunftsfrage: Wäre eine ökologisch tragfähige Gesellschaft, die nicht auf den Wachstumsimperativ angewiesen ist, mit einer Geldordnung vereinbar, in der es positive Zinssätze gibt? Falls die Frage zu verneinen ist: Ist eine Geldordnung in einer arbeitsteiligen Wirtschaft ohne positive Zinssätze möglich?“ (S. 25, 27)…

Mit einer bewundernswerten Geste der Aufrichtigkeit bekennt Peukert, dass er „sich an die letzte Wurzel des Problems der Finanzmärkte bisher nicht herantraute: Wie kann ein Wirtschaftssystem überleben, das angesichts positiver Zinssätze und mit Vermögenswerten, die Rendite abwerfen sollen, was letztlich nur durch Erlöse aus der Realspähre geleistet werden kann, ein System also, das auf Wachstum angelegt ist, mit den Erfordernissen der Ökosphäre harmonieren, die stetiges Wachstum nicht mehr verträgt.

Diese Fragen im wirtschaftswissenschaftlichen Raum überhaupt zu stellen, ist – unabhängig davon, wie sie in Zukunft beantwortet werden – ein geradezu sensationelles Ergebnis.“

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