Meditation über Zeit und Ewigkeit (Anlass: Endlager unseres Atommülls)

Verbotene Zone
Verbotene Zone

Die Presse schrieb zum Film hingerissene, betroffene Kritiken:

INTO ETERNITY,  (hier geht’s zum Film)

von Michael Madsen

Jeden Tag auf der ganzen Welt werden große Mengen von hochradioaktiven Abfällen aus Kernkraftwerken produziert, in Zwischenlagern abgelegt, die anfällig für Naturkatastrophen, von Menschen verursachten Katastrophen und zum gesellschaftlichen Veränderungen sind. In Finnland wird zur Zeit das weltweit erste Endlager aus dem Fels gehauen – ein riesiges System von Tunneln unter der Erde – das muss 100.000 Jahre halten, genauso wie es heute gebaut wird. Mindestens so lange bleiben die Abfälle gefährlich für die Menschheit.
Hier der Film zum Ansehen /bis 12.7.2012
Die Problematik der Endlagerung radioaktiven Mülls vor allem aus Atomkraftwerken zwingt die Menschen, in zeitlichen Dimensionen zu denken, die weit über den eigenen Lebenshorizont hinausgehen. Zwar kann Atommüll heute dank effizienter Verfahren so gelagert werden, dass er für die unmittelbar folgenden Generationen keine Bedrohung darstellt. Doch wird das in einigen Jahrhunderten auch noch der Fall sein? Welche Katastrophe werden Menschen heraufbeschwören, denen es irgendwann einfallen sollte, die bis dahin fest verschlossenen Atom-Sarkophage zu öffnen? Darf man zulassen, dass sich der Schleier des Schweigens über die darin schlummernde Gefahr breitet, oder muss diese Information nicht vielmehr über Jahrtausende weitergegeben werden?Im hohen Norden Finnlands entsteht die Endlagerstätte Onkalo für atomaren Müll. Ein riesiges Tunnelsystemdauerh (ONKALO, deutsch: Versteck) wird in den Fels gehauen. Es ist der erste Versuch überhaupt, eine Speicherung für unseren Atommüll zu gewährleisten. Für mindestens 100.000 Jahre soll dieser von allen lebenden Organismen isoliert bleiben. Eine schwierige Aufgabe, wenn man bedenkt, dass das älteste menschliche Bauwerk bislang nur 10.000 Jahre alt geworden ist. Während sich unten gigantische Maschinen tiefer und tiefer ins Dunkle graben, suchen oberhalb Experten nach Lösungen für den radioaktiven Abfall unserer Generation. Michael Madsens Dokumentation bezieht Stellung zum aktuellen Thema atomare Endlagerung …

In 500 Meter Tiefe werden fünf Kilometer lange Stollen in das eisige Erdreich getrieben. Vor dem Hintergrund des monströsen Balletts der Tunnelbohrmaschinen setzt sich der Dokumentarfilm mit Fragen auseinander, die nicht nur Ingenieure, Geologen und Anthropologen etwas angehen und die noch lange nicht beantwortet sind.

DIE FILM-KRITIK IST hingerissen und BETROFFEN:

„Eine mitreißende Dokumentation: so gespenstisch wie die frühen Szenen von 2001.“
– Nigel Andrews, Financial Times

„Eine ganz leise philosophische Meditation über Zeit und Unendlichkeit.“
– The Independent (UK)

„Da bleibt dir der Mund offen stehen! Behandelt ein Thema, das fast unbegreiflich ist. Eines der außergewöhnlichsten Sach-Filme des Jahres 2011. Madsens Film stellt nicht nur schwierige Fragen über die Auswirkungen der Kernenergie … sondern darüber, wie wir als ganze menschliche Art unsere eigene Zukunft konzipieren. Dies ist nichts weniger als eine nachmenschliche Architektur über die wir  mit ONKALO prechen. Warum diskutiert nicht jede Regierung, jeder Philosoph, Theologe jeder überall auf der Welt Onkalo und seine Auswirkungen? Ich weiß es nicht, aber Sie sollten diesen Film sehen. “
– Peter Bradshaw, Guardian (UK)

„Intelligent, optisch ansprechende! Erläutert die praktische, politische, philosophische und ethische Probleme mit einer Vielzahl von skandinavischen Wissenschaftler, Bürokraten, Politikern und Denker zu den Folgen von ONKALO. Sie alle sprechen langsam, eloquent, und etwas ominös, in ausgezeichnetem Englisch. Ein unheimliches, provokant, poetischer Film. “
– Philip Französisch, Observer (UK)

MEINE MEINUNG:  Dieser Film ist hinreißend, poetisch und politisch und spirituell. Jeder sollte ihn gesehen haben, um die Worthülsen „Endlager, ATOM-Müll, Atomgefahr“ mit Bildern, Emotionen und sachlichen Fragen zu verstandenen Begriffen zu verwandeln.

Der Dokumentarfilm ist insofern herausragend, weil er mehrere Schichten enthält:

  • Die sachliche Ebene mit Fragen nach den technischen, politischen und praktischen Umsetzungsfragen.
  • Die menschlich tief berührende Ebene: Wie gehen die gewählten VertreterInnen der Politik, Behörden und Gremien mit den Menschheitsfragen persönlich um
  • Die philosophisch-biologische Ebene: Wie wird der Mensch in 100.000 Jahren sein, wird es die Menschheit in unserem Sinne überhaupt noch geben? Was glauben wir heute über unsere Zukunft, Evolution. Wie relativ klein ist unsere geschichtliche gut dokumentierter Zeitraum von 6000-10-000 Jahren im Vergleich zu 100.000 Jahren?
  • Die theologische Ebene: Welche Mächte leben in, mit, unter dieser ATOMMACHT? Eine Gewalt, die wir bisher vielleicht rein technisch begriffen haben, bekommt eine Eigenmächtigkeit, weil sie unsere persönlichen, überschaubaren Leben weit überdauert, gewissermaßen eine Ewigkeit lang existiert. Hier werden Fragen wach: Wir haben eine Macht geschaffen (als Co-Kreatoren Gottes), die die Dialektik gut/böse repräsentiert, deren Komplexität und Nutzung wir nicht im Griff haben. Dieses „Feuer“ versucht der Mensch an einem Ort zu begraben, der unberührbar, möglichst geheim und auf eine Art unheimlich spirituell strahlt – eine Dimension, die man durch die Bilder und Musik des Filmes erstmalig wahrnimmt.

Durch künstlerische Mittel (= eine menschliche Symbolwelt, um Ausdruck für spirituelle Wirklichkeiten zu finden, andere haben (Alb-)Träume oder Visionen) wird die spirituelle Dimension der Atommacht erfahrbar, spürbar. Besonders berührt haben mich die Abschlussbilder: 2 Arbeiter (als Repräsentation der ohnmächtigen Menschheit) wandern in den übermenschlich großen Sarkophag hinein und verschwinden im Nebel des Geheimnisses, um dort weitere Sprengungen in den  Fels zu organisieren.

Die Atommacht selbst wird quasi nur durch die technischen Symbole im Film in ihrer Außenhülle greifbar. Keine katastrophische Bildwelten von Unfällen oder Bombenterror, dagegen aber die positiven Symoble der nächtlichen Lichtwelten (Kulturwelten) dieser energetischen Macht im Kontrast zu den natürlichen, berührten finnischen Naturwelten. Die sachliche Darstellung der technischen Apparaturen, die aufgewandter werden zur zwischenzeitlichen Aufbewahrung der machtvollen Atommüllbehälter.

Ergreifend dabei ist für mich die Slowmotion-Technik des Films, ebenso auch die inszenierte Illusion am Filmanfang, wir wären selbst Teilnehmende aus einem zukünftigen Jahrhundert und fänden diesen Film als Dokumentationsmaterial.

Fragen, die mich/uns weiter beschäftigen werden:

  • Vertraust du den Menschen der Zukunft, dass sie unsere aktuellen Anliegen, Symbole oder Kommunikationsversuche entschlüsseln werden?
  • Welches Bild der menschlichen Zukunft schlummert in dir – halbbewusst, unreflektiert?
  • Welche Rolle wird oder muss Gott dabei spielen, diese Macht unter Kontrolle zu behalten?
  • Wird er sich um unsere aktuellen (technischen) „Kreaturen“ genauso sorgen wie um seine bisherigen? Oder ist es auch mit seine gewesen?
  • Wie wird es in Zukunft mit dem Internet werden, eine weitere übermenschliche, die Menschheit überlebende Kreatur des 21. Jahrhunderts? Sie lebt u.a. von der Energie des Atomstroms…

Ressourcen:

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