Rezension: „Und wenn die Welt voll Teufel wär“ Theologie der Mächte und Gewalten

Buchrezension über „Heinrich Christian Rust, Und wenn die Welt voll Teufel wär…, Christen in der Aueinandersetzung mit dunklen Mächten, Neufeldverlag 2007“:

Mit 254 Seiten ist es ein vollgepacktes Buch mit viel systematischer Theologie.

Gliederung:

  1. Eine Welt – oder viele Welten? Hier werden die Weltbildfragen diskutiert mit einem Plädoyer für ein zukunftsfähiges Weltbild
  2. Das Verhältnis Erfahrung und biblische Norm (Bibelverständnis, Kanonfrage, Hermeneutikfragen)
  3. Der Einfluss des Bösen: Gestalt, Wesen, Tatik, Ursprung, Ende des Bösen…
  4. Die Macht Gottes: eine kurze Theologie über den dreieinigen Gott und die Engel
  5. Die Verantwortung des Menschen: In der Spannung zwischen Personsein und Freiheit – und der verlorenen Freiheit (Sünde), die Frage nach der möglichen Dämonisieren der Menschen.
  6. Autorität der Gemeinde: Was ist eigentlich Vollmacht und wer hat sie?
  7. Befreiungsdienste der Gemeinde: Abwehr dämonischer Angriffe im Leben eines Christens/ Der Dienst an dämonisierten Menschen / Hilfen zur Diagnose bei Dämonisierungen / Der konfkrete Vollzug der Befreiung / Wenn die Befreiung ausbleibt
  8. Konfrontation mit überpersönlichen finsteren Mächten: Auseinandersetzung mit der sog. „geistlichen Kampfführung“ und „territorialen Mächten“.
  9. Stellungnahme der Konsultation „Deliver Us From Evil“ der Internationalen Lausanner Bewegung (Nairobi 2000)

Durch ein ausführliches Quellenverzeichnis wird deutlich, das der Autor viele der wesentlichen Abhandlungen zum Thema zur Kenntnis genommen und in seine Darstellung aufgenommen hat. Das ist ein Hinweis auf gründliches Arbeiten. So wirkt auch die gesamte Darstellung fundiert und (manchmal für meinen Geschmack zu) sehr ausführlich.

Damit richtet sich das Buch grundlegend an Menschen, die eine ausführlich begründete (Laien-)theologische Abhandlung zum Thema brauchen. Die Stärke ist systematisch-theologische Klärung in ein Thema zu bringen, das schnell reißerisch daherkommen kann. Das passiert Rust aber nie.

Er bezieht vor allem aus der Perspektive der Lausanner Bewegung Position, deren Vorsitzender er auch in Deutschland ist.

Die notwendige Ergänzung dazu ist die Dissertation von Thomas Zeitiger (Lutheraner, Augustana Neuendettelsau). 

Er ist Stand heute Lehrbeauftragter UNI ERLANGEN theologische Fakultät, Fachbereich christliche Publizistik,

Kurzbiographie

Thomas Zeilinger, Dr. theol. habil. – Studium der evangelischen Theologie in Neuendettelsau, Hamburg und Heidelberg – Pfarrer in Berlin, Detroit/Michigan, Baiersdorf und München, seit 2000 im Team des Instituts persönlichkeit+ethik, Kooperatives Institut zur ethischen Orientierung im beruflichen Kontext an der Augustana Hochschule Neuendettelsau und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Dort 2010 Habilitation im Fach Praktische Theologie/Christliche Publizistik. Forschungsschwerpunkte: Medienethik, Informationsethik, Unternehmensethik, Ekklesiologie. Ausgewählte Veröffentlichungen: Zwischen-Räume. Theologie der Mächte und Gewalten, Stuttgart: Kohlhammer 1999; netz.macht.kirche. Möglichkeiten institutioneller Kommunikation des Glaubens im Internet (erscheint 2011 im Christliche Publizistik Verlag Erlangen).

Wie Prof. Runter  in seiner Vorlesung zum Thema „Sünde“ vertieft, kann er die Engellehre aktuell mit systemtheoretischen Ansätzen (vgl. Niklas Luhmann) neu für die Moderne/Postmoderne relevant auslegen.

Zeilinger kann in seiner Dissertation die Brücke zur US-amerikanishen Diskussion schlagen. Er reflektiert 2 unterschiedliche amerikanische Theologen (William Stringfellows und Walter Wink), erhellt deren theologische Grundentscheidungen, ihren historischen Kontext und versucht eine kritische Aneignung des MÄCHTEBEGRIFFS in die europäische Theologie der Moderne hinein.

Die bei Walter Wink gelungene Sicht auf die strukturelle Seite der Sünde, die mit der Engellehre der Antike in Beziehung gesetzt wird, ist für mich der entscheidende Ansatz, um nicht supranaturalistisch und individualistisch verengt vom Bösen zu reden.

Ein sehr starker Essay von Dr. Peter Scherle  zur Anwendung von Eph. 6 im Bereich des Ringens um eine Friedensbewegung aus dem Geist Jesu nimmt Walter Wink und Zeitiger auf.

 

Rezensionen zum BUCH:

Zeilinger, Thomas, Zwischenräume. Theologie der Mächte und Gewalten (Forum Systematik), Stuttgart/Berlin/Köln 1999, in BiKi 58 (2003) 54f. 

  • Zeilinger, Thomas: Zwischen-Räume. Theologie der Mächte und Gewalten. Stuttgart u.a. 1999. In: Theologie und Glaube 91 (2001), 333-335.

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